Archiv 2023
Wernau
Zum 75-jährigen Jubiläum des Schachklubs Wernau war der lettische Großmeister Zigurds Lanka zu Gast in Wernau. Er spielte bei schönem Wetter vor dem Quadrium gegen 23 Schachspieler gleichzeitig. Die Gegner waren bunt gemischt mit einer Altersspanne von 7 bis 87 Jahren.
Vor dem Spiel gab Lanka erst einmal jedem die Hand, denn der Verzicht auf den Händedruck habe "den sofortigen Partieverlust zur Folge", erläuterte der Großmeister augenzwinkernd. Danach warf er ein paar "Köder" aus, vor deren Annahme er aber sogleich warnte. Denn nicht jeder Läufer, der geschlagen werde, sei gratis zu haben. Im Hintergrund könne ein Springer lauern, der mit einer Gabel die gegnerische Dame aufspießt.
Großmeister Lanka ist für seine blumige, bildhafte Sprache bekannt. Das merkten auch die Spieler in Wernau - und hatten daran ihren Spaß. Stehen Bauern in einer bestimmten Position auf dem Feld, bilden sie eine "Badewanne". Und kommt noch ein Bauer schräg oben hinzu, hat die Wanne sogar eine "Rutsche". Wer würde da nicht gerne hinuntersausen und auf dem Grund der Badewanne nach einem versunkenen, gegnerischen Turm tauchen"
Nach zweieinhalb Stunden hatte Großmeister Lanka neun Partien gewonnen, zehnmal unentschieden gespielt und vier Partien verloren. Mancher Beobachter hatte den Eindruck, dass seine Niederlagen gegen junge Spieler vielleicht auch als Motivationsspritze für die weitere Beschäftigung mit dem Schachspiel gedacht waren.
Auch eine Frau traute sich ans Brett. Und siehe da: Die Wernauerin Elena Hoeng holte auf Anhieb ein Remis. Andere Teilnehmer kamen aus Freiburg angereist, so wie der 13-jährige Simon-Max Skembris mit seiner Mutter Bettina. Die beiden hatten Lanka schon einmal erlebt und wollten ihn keinesfalls verpassen.
Am Abend gab der Weltklassespieler den Vereinsmitgliedern und Interessierten noch drei Stunden Training am Beamer und mit dem Demo-Brett. Auch diese Übungsstunden waren interessant und lehrreich. Leider machten die Schachklub-Mitglieder am nächsten Tag zu wenig daraus. Sie verloren ihr letztes Verbandsligaspiel bei den Schachfreunden Mengen mit 3:5.
Hagen Stegmüller
