Archiv 2015
Er ist gegangen, doch die Legende lebt. Der Schachklub Wernau trauert um Paul Boceck. Das letzte Gründungsmitglied des Vereins starb im Alter von 91 Jahren im Kreis der Familie.
Kaum vorstellbar, was Paul Boceck für den Klub bedeutete. Als der Schachverein Wernau 1948 im Gasthaus 'Rössle' gegründet wurde, saß Paul als 23-Jähriger schon mit am Tisch. Die Nachkriegs-Sorgen wurden vom Wirtschaftswunder abgelöst, es folgten die unruhige 68er- Zeit und die bunten Siebziger: Im Schachverein Wernau kamen und gingen die Mitglieder, doch Paul Boceck blieb freitags im Vereinsabend in verschiedenen Wernauer Lokalen (u.a. Café Eisele, WSF-Nebenzimmer), Sonntags bei den Verbandsspielen. Das änderte sich auch in den 80er- und 90er-Jahren nicht, als sich die Welt immer schneller zu drehen begann. Und als Silvester 2000 das neue Millennium begrüßt wurde, erhob Paul Boceck sein Sektglas im neuen Schachklub-Vereinsraum beim Hallenbad. Da war er bereits 75 geworden, spielte aber noch mit derselben Leidenschaft Schach wie als junger Kerl im 'Rössle'. So wie damals, als nach den Schach-Abenden noch bis spät in der Nacht gesungen wurde.
Der Schachklub Wernau hat Paul Boceck wunderbare Stunden, Tage, Jahre zu verdanken. Die Vereinskameraden liebten seine Erzählfreude, seinen knitzen Humor und die Herzlichkeit, die er ausstrahlte. Da trat fast in den Hintergrund, dass er jahrzehntelang ein starker Schachspieler mit Lust an der Offensive war. Er hatte seinen festen Platz in der ersten Mannschaft (Bezirksklasse) und erreichte im Vereinsturnier oft vordere Plätze. Noch mit 85 Jahren legte er in der zweiten Mannschaft los und holte für seinen Verein volle Punkte. Mit einem Remis gab er sich selten zufrieden.
Die Mitglieder des Schachklubs Wernau verneigen sich vor ihrem Gründer, dessen 68-jährige Treue zum Verein uns mitgeprägt hat. Er hat einen festen Platz in unseren Herzen.
Hagen Stegmüller